Hanas Wissenstest
Liebe Netznutzer! Unsere Autorin möchten wissen, woher Ihr
kommt. Bitte tut ihr den Gefallen (sie heult sonst) und macht mit
beim großen Ost-West-Blitz-Test. Lest ganz einfach laut den
folgenden Text.
Ihr habt diesen Test nicht bestanden? Dann lest bitte hier weiter.
Hana hilft
Wenn Westdeutsche leiden
Der Osten macht Wessis depressiv. So lautet
das Ergebnis einer Psycho-Studie der Uni Leipzig. Das Umfeld
deprimiert die hergezogene
Westfrau und den hier lebenden Westmann. Keine Freunde, kein Spaß,
nur Missgunst und Neid. Hana Jensel will helfen. Hier ist ihr Offener
Brief zum Tag der Deutschen Einheit 2004.
Liebe Bürgerinnen und Bürger aus dem NSW,
es gibt viele Gründe, weshalb Ihr bei uns depressiv werdet.
Ich werde drei beim Namen nennen. Das reicht für den Anfang.
Euch ärgert das Jammern, Euch ärgern wir Frauen im Osten,
und Euch ärgert die viel zu gute Versorgungslage, nur dummerweise
mit Ostprodukten.
Doch zunächst zum Jammern.
Gejammert wird ständig im Osten. Das war schon immer so.
Wenn wir nicht jammern, würden wir platzen. Und wer macht
dann die Schweinerei weg? Also! Außerdem wurden wir alle
40 Jahre lang unterdrückt. Selbst wenn wir erst 20 sind.
Das Jammern erfolgt im Osten absichtlich in einer für Westohren
unverständlichen Sprache. Das ist noch von früher so
wegen der Spionageabwehr. Thüringisch, Anhaltinisch oder Sächsisch – der
Westdeutsche versteht das Meiste davon nicht. Er scheitert ja bereits
an der Uhrzeit: Ist viertel vor Drei nun Dreiviertel Drei oder
viertel Vier? Darum nutzen Sie, wenn Sie schon unbedingt hier sein
müssen, als Westdeutsche im Osten bitte ausschließlich
Uhren mit Digitalanzeige. Lassen Sie sich die Zeit vorlesen! Vergessen
Sie dabei nicht das Dividieren!
Dem Jammern begegnen Sie am besten durch Freundlichkeit. Lachen
Sie, wenn Sie Kapitalisten mal tüchtig beschimpft werden.
Verweisen Sie auf Engels, der Marx unterstützte, falls Sie
verprügelt werden sollen. Imitieren Sie im Notfall den ortsansässigen
Dialekt. Intonieren Sie „Sing mei Sachse, sing“!
Einigen von Ihnen ergeht es ungerechterweise besser. Manche, und
jetzt meine ich die Westmänner, haben tatsächlich durch
imperialistisches Blendwerk eine Ostfrau als Freundin gewinnen
können oder – durch westliche Täuschung – als
Ehefrau.
Aber freuen Sie sich nicht zu früh. Die Ostfrau ist für
westdeutsche Verhältnisse hyperaktiv: Sie geht arbeiten – und
wenn sie keine Arbeit hat, geht sie demonstrieren. Sie ist also
fast nie zu hause und zieht trotzdem viele Kinder groß. Nicht
nur ihre!
Sie können nichts dagegen tun. Doch, vermissen Sie sie einfach
nicht. Früher war das im Osten üblich, da verschwand
immer mal einer spurlos. Laden Sie sich einfach eine andere Frau
ein. Bei uns sieht man das locker – da sind eh’ alle
eine Brigade.
Außerdem kommt die Freundin oder die Ehefrau schon wieder,
wenn sie Hunger hat. Sie wird doch nicht ihren Westkontakt abreißen
lassen, wenn Sie Ihnen einmal auf den Leim gegangen ist. Denn man
weiß ja nie, was noch kommt. Wichtig: Vergessen Sie niemals
den 8. März! Da erwartet die Frau aus dem Osten Blumen, Kuchen
und Eierlikör.
Der Eierlikör darf ruhig aus Nordhausen oder Zahna sein.
Ostprodukte mögen wir, wenn auch Sie sie nicht mögen.
Aber das ist uns egal, weil die meisten von uns ja wiederum Sie
nicht leiden können. Die Ostprodukte und wir stehen auf einer
Seite. Sie sind allein auf der anderen!
Neuerdings besinnen wir uns. Der Osten hat seine eigenen Produkte
wieder sehr lieb. Das ist gut, wenn wir uns schnell neu an die
alten Sachen gewöhnen, falls die Mauer tatsächlich wieder
aufgestellt wird. Ob Bambina, Spee oder Rondo-Kaffee – für
den westdeutschen Magen ist das nichts. Aber kein Grund zu verzagen,
wenn Sie hier leben. Sie werden schlank. Na gut, Sie können
sich als Altbundesbürger auch Care-Paketen in den Osten schicken
lassen. Genießen Sie echtes DDR-Flair, wenn Sie diese Westpakete
mit gutem Kaffee, guter Schokolade und feiner Seife freuen auspacken
dürfen. Das hilft gegen Depressionen aller Art – und
vielleicht werden Sie dann doch noch einer von uns.
Das soll zunächst reichen. Ich finde, es soll keinem schlechter
gehen. Nicht mal Ihnen! Und wenn Ihnen meine Hinweise nichts nützen,
besuchen Sie doch den Hartz.
Ihre Hana Jensel
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