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Die Kolumne

Jeden Monat stanzen Kudernatsch & Co hier etwas Neues für euch zurecht. Diesmal heißt es:

Ostern im Osten

Osterhase
Wenn ich als Kind ein angeschlagenes Osterei oder einen zerlaufenen Schoko-Osterhasen im schneematschigen Garten fand, sammelte ich diese Fundstücke rasch in mein Körbchen ein. Dann lief ich vor auf die Straße und rief ganz laut in Richtung Wald: "Danke, lieber Osterhase!"

Dieser nette Brauch, den sich meine Eltern extra ausgedacht hatten und alljährlich heimlich prustend verfolgten, endete erst, als meine Jugendweihe anstand. Denn da war ich schon ziemlich im Stimmbruch, so dass ich die Nachbarn mit meinem Gegröle "Danke, lieber Osterhase" mächtig erschreckt hätte. Ich denke, es hätte vielleicht sogar ein paar Nadeln von den Kiefern wehen können. Doch weder verschreckte Ansässige noch ein mittleres Waldsterben sollten österliche Freuden trüben.

So blieb mir das also verwehrt, obwohl ich all die Jahre gehofft hatte, der Osterhase würde mir irgendwann mal antworten und aus dem Unterholz zurückrufen. Vielleicht sowas wie "Ja, gern geschehen!" oder "Ist schon gut, Kudernatsch!" Oder er hätte mir zumindest mal ein Zettelchen hinterlegt mit den Worten "Freut mich, wenn Du Dich freust".

Leider kam es nie dazu, nicht mal, wenn die Gelegenheit günstig war und aufgrund von richtig schlechtem Osterwetter das Verstecken der Süßigkeiten im Haus stattfand. Da hätte es der Hase ja nun leicht gehabt, nach getaner Arbeit an einen Kugelschreiber und Papier zu kommen und eine Botschaft zu hinterlassen - wenn er schon nicht reden wollte oder konnte.

Aber vielleicht war er auch ein wenig verstimmt. Immerhin aßen wir zu Weihnachten immer Kollegen von ihm - Kaninchen zwar, aber wo das Kaninchen ist, ist der Hase nicht fern. Bis Ostern hatte er das sicherlich nicht vergessen - da konnte ich noch froh sein, überhaupt Schokolade und Süßkram von ihm zu bekommen. Oder es steckten seinerseits niedere Motive dahinter und er hoffte im Stillen, ich würde mich nur noch von solchem Zeug ernähren - statt ab und an seinesgleichen zu verzehren - oder ihm die Mohrrüben, die er ebenfalls schätzte, wegzufressen.

Als das nicht funktionierte, stellte er sein österliches Verstecken schließlich ein. Ungefähr im Jahr nach meiner Jugendweihe. Da wir nie wirklich miteinander geredet hatten, konnten wir uns auch nicht voneinander verabschieden. Ich habe das hiermit schriftlich nachgeholt - und ich hoffe, ich erreiche meinen Adressaten.

Wenn also jemand zu mir sagt: "Bald ist Ostern, und Du weißt, was das bedeutet" - bedeutet das für mich genau das und nichts anderes, da könnt Ihr mich kreuzweise. Inzwischen weiß ich natürlich, wie der Hase läuft, was ich gern mit einem kurzen Vers beweisen möchte: Hasen legen keine Eier / solche Handarbeit ist teier / sie kaufen sie, das ist doch klar / bei Marktkauf, Real oder Spar.

Und damit ein letztes Mal: Danke, lieber Osterhase!



(Kudernatschs Kolumne. Aus: Blitz! Das Stadtmagazin für Erfurt, Jena und Weimar. Nr. 3/2010)

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